Kunsttherapie

„Aus dem Leide schöpft die Kunst die erhabensten Eingebungen.“ - Michelangelo

Die Kunsttherapie rechnet mit dem Gestaltungswillen des Menschen und der entlastenden aufbauenden und heilsamen Wirkung jeglicher kreativer Tätigkeit. Ist das Leid erst einmal ausgedrückt, ausgesetzt, und sei es nur chiffriert und symbolhaft, wiegt es nicht mehr so schwer. Im künstlerischen Prozess gibt es im Gegensatz zu unseren alltäglichen Tätigkeiten und Notwendigkeiten kein von außen definiertes Ziel. Der Gestaltende befindet sich im Idealfall im heilsamen Fluss, seine eigenen künstlerischen Absichten passt er elastisch dem jeweiligen Stand seines Werkes an, formuliert sie unbewusst immer wieder neu, versucht den roten Faden beizubehalten, geht durch Krisen …. und schafft dabei Neues, das ihn selbst oftmals überrascht. Dieses Neue kann ihn nun eine Weile begleiten, es kann integriert oder verworfen werden, - vor allem trägt es die Spuren einer inneren Auseinandersetzung voller Entscheidungen. Entscheiden zu können gibt ein Gefühl von Lebenskompetenz, das Gefühl, dass man trotz allem ein Stück weit sein Leben selbst gestalten kann.

Jeder Mensch hat dabei seine eigene Handschrift, die gerade bei Erkrankungen und beim Durchleben von Krisen und vor allem Traumatisierungen Einseitigkeiten aufweisen kann. In diesen Fällen ist die Aufgabe der Kunsttherapie in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt für den Ausgleich zu sorgen, wobei das Ureigene des Patienten immer respektiert und gefördert wird und vorhandene Ressourcen aktiviert werden.

Da jeder Mensch als kreatives Wesen geboren wird, sind keinerlei Vorkenntnisse für die Kunsttherapie erforderlich, ja sie wirkt manchmal noch intensiver heilend, wenn der Patient künstlerisch bisher nicht tätig war. Im Rahmen der Therapie, sei es in Gruppen- oder Einzelstunden wird in die entsprechenden künstlerischen Techniken eingeführt.

Es kommen verschiedene Techniken der bildenden Kunst zur Anwendung wie Malen mit verschiedenen Medien (Aquarell, Gouache, Pigmente), Zeichnen, Plastizieren in Ton, sowie plastische Arbeiten in Holz und Stein. Unterstützend wirken spezielle therapeutische Techniken, wie z.B. das Formenzeichnen.

Teil jeder Kunsttherapie ist das biographische Gespräch zur Wahrnehmung des roten Fadens im jeweiligen Lebenslauf und Förderung von tiefer liegenden Lebensimpulsen.

Zur Anwendung kommt die Kunsttherapie in den verschiedensten Bereichen: bei Entwicklungsverzögerungen, Lebenskrisen, in Situationen besonderer seelischen Belastung durch Krankheiten, nach traumatischen Erlebnissen, in der Notfallpädagogik, der Heilpädagogik und vielem anderen mehr. Ihr Ziel ist jeweils individuelle Entwicklungen anzustoßen, damit das Leben gesünder, erfüllter, weil ichhafter und somit authentischer und befriedigender wird.